Wohnhaft bei der Burgruine Lichtenhag – 10jähriges Jubiläum

Vor gut 10 Jahren, genau am 6. Juni 2012 war der Tag der Übergabe und bereits die ersten Wochen läuteten (im Nachhinein gesehen) den Renovierungsmarathon hier bei der Burgruine Lichtenhag ein. Nun blicken wir auf sehr bewegte Jahre auf der Burgruine Lichtenhag zurück. Damals hätten wir alle ausgelacht, wenn uns jemand von unseren bevorstehenden Jahren erzählt hätte. Bei den vielen Menschen, die uns in den letzten Jahren besucht bzw. hier gearbeitet haben, sind meist die gleichen Fragen aufgetaucht, die wir euch nun hier gerne beantworten.

Vorab ein großes DANKE an alle, die uns die letzten Jahre so tatkräftig unterstützt haben, unsere doch oft sehr kreativen Ideen mitgetragen und umgesetzt haben, auch wenn es anfangs schier unmöglich und ziemlich verrückt schien!

FRAGE 1: Wie kommt man eigentlich zu einer Ruine?

Harald und ich wohnten in Leonding, nur wenige Schritte von der Firma entfernt, direkt an der Welser Straße. An diese Straße fahren täglich 25.000 Autos vorbei, seit einigen Jahren auch die Straßenbahn. Wir sind beide am Land aufgewachsen und wenn auch die Stadt viele Vorteile hat, so war es uns nach einer Zeit einfach zu laut, im Sommer zu heiß und die Jahreszeiten bekam man auch nicht wirklich mit. Daher beschlossen wir, uns um ein Wochenendhäuschen umzuschauen, mit dem wir zumindest zwei Tage in der Woche raus aus der Wohnung und der Stadt kamen. Das erste Angebot kam von einem Freund. Es wäre eine Almhütte in Schladming gewesen. Natürlich hätte diese auch ihren Reiz gehabt, aber die doch längere Anreise hielt uns dann davon ab, die Hütte zu pachten. Das Ganze lies und dann doch keine Ruhe und Harald gab in eine sehr bekannte Suchmaschine „Haus im Wald OÖ“ ein. Das Erste, was kam, war das Torwächterhäuschen der Burgruine. Wobei wir es damals auch noch nicht als dieses wahr nahmen. Sondern einfach als ein nettes Häuschen mitten im Wald. Es war aber wie ein Lotto Sechser für uns. Denn in unseren Schwärmereien für unser Traumhaus waren Alleinlage, alt mit neu kombinieren zu können sowie Platz für viele Gäste ein Muss. 

Die erste Besichtigung war schnell ausgemacht – die Zufahrt war aber für mich, Renate, unmöglich. Doch am Ende des Weges stand es dann da: das kleine Haus im wunderschönen Mühlviertler Steinbloß-Stil. Mit den Vorbesitzern haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und auf die Frage, ob sie das nicht stört, dass da immer wieder Wanderer zur Burg direkt vorbei gehen, war die Antowort:“Nein, denn die Ruine ist ja beim Grundstück dabei!“ So wurde uns dann klar, dass beim Haus auch die Ruine mit dabei war. Das kleine Häuschen stellte sich dann als Hauptwohnsitz mit 200 Quadratmeter Wohnfläche heraus. 

Der Bauch sagte ja, der Verstand aber nein. Denn für mich, besser gesagt für meinen Kopf, war es unmöglich, das erste Haus zu kaufen, wo man doch nur auf der Suche nach einem Wochenend Domizil war. Kein Mensch kauft gleich das erste Haus! Also sahen wir uns noch weitere sechs Häuser in der Umgebung an – alle ohne Charme und Charakter. Nach einem weiteren Besichtigungstermin bei der Burgruine kreuzten schließlich drei Siebenschläfer unseren Weg. Eine Erinnerung an meine verstorbene Oma war dann der ausschlaggebende Grund, doch das erste Haus zu kaufen. Denn sie sagte immer „Ein Siebenschläfer bringt sieben Jahre Glück.“ Und wir hatten gleich drei im Haus. Daraufhin war die Entscheidung gefallen.

Ein Detail, dass sich erst später herausstellte war, dass wir nun zu meinen Eltern, als auch zu Haralds Eltern sowie auch in die Firma ziemlich gleich weit entfernt sind. Harald aus Wartberg ob der Aist stammend (Bezirk Freistadt) und ich aus Pfarrkirchen im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) trafen uns somit in der Mitte, da es weder für eine Rohrbacherin vorstellbar nach Freistadt zu ziehen und ein Freistädter in Rohrbach war auch nicht denkbar.

2013: Freude über den ersten Komposthaufen – unwissend was da noch alles auf uns zukommt!

FRAGE 2: Wann wurde der Verein gegründet und warum?

Die Grundidee vom Verein bzw. die ersten Steine wurden 2014 gelegt. Damals war uns, unseren immer wieder helfenden Freunden und Familie bewusst, dass es eine offizielle Gemeinschaft geben muss, um bei der Ruine sichtbare Renovierungsarbeiten durchführen zu können. Es gab dann auch schon immer wieder Einsätze, wo der Bewuchs, Bäume, Schlingpflanzen also das ganze Grünzeug entfernt wurden. Darüber gibt es auch sehr viele Berichte und Fotos auf der Website.

Richtig los ging es dann 2016. Im Februar machte es eines Morgens einen lauten Rumser denn es brach ein Eck vom Wehrturm ab und fiel direkt auf den Gang zwischen Haus und Burgruine. Im Gespräch mit den Behörden und Bürgermeister Andreas Fazeni wurden wir dann auf eine Förderung von Land und EU aufmerksam, genannt LEADER, für die wir uns dann bewarben. Das ging dann ohnehin nur als Verein, so gesehen hatte dann spätestens zu diesem Zeitpunkt der Verein seine „offizielle“ Berechtigung.

Vielleicht war es indirekt auch ein Grund, dass wir bei vielen Dingen leichteren Zugang hatte, weil wir einfach einen sehr aktiven, jungen und mit vielen Mitgliedern besetzten Verein vorzeigen konnten. Wir hatten nie großartige Probleme mit den diversen Behörden, im Gegenteil. Die Zusammenarbeit ging reibungslos und das war unter anderem auch ein Grund, warum wir die Konservierung der Burgruine im Rahmen von LEADER in der sehr kurzen Zeit (3 Jahre inkl. behördlichen Wegen) zu dem großen Projektvolumen abwickeln konnten.

Aktuell sind wir über 100 Mitglieder. Bei den regelmäßigen Einsätzen sind wir im Durchschnitt 12 Personen pro Einsatz. Während der 3 Jahre der Konvervierung von 2016 – 2019 wurden über 6.500 ehrenamtliche Stunden dokumentiert. Dabei sind aber die Stunden von Harald und mir für Organisation & CO nicht mitgerechnet und auch nicht die Stunden, die vor Start von LEADER bzw. danach passiert sind. Jeder und Jede, die hier bei der Burgruine mitgeholfen hat, kann sich mehrmals auf die Schulter klopfen! Wir sind sehr stolz auf die Vereinsarbeit und auf die Arbeit, die von allen hier geleistet wurde! DANKE!

Berichterstattung in den Medien von den Anfängen der Restaurierung

FRAGE 3: Gibt es Geister?

Tja, da muss ich immer etwas schmunzeln. Vor allem Kinder trauen sich diese Frage immer wieder mal stellen und meine Antwort darauf ist immer: JA! Und dann kommen die neugierigen, großen Augen!

Wenn man in einem über 600 Jahre altem Haus wohnt, hört man hin und wieder Geräusche, die befremden sein können, vor allem Nachts, wenn alles ruhig ist. Wenn man aber realistisch denkt, sind das die Geräusche vom alten Holz, vom Kauz der am Baum vorm Haus sitzt oder vom Nachbarkater, der unsere Katzendamen besucht.

Lebt man auf einem so historisch ehrwürdigen Platz, muss einem aber auch bewusst sein, dass hier viele Menschen gelebt haben. Viel Leid aber auch Freude passiert sein muss. Natürlich gibt es dann auch viele gruselige Märchen und Sagen von jeder Burg. Kindern erklär ich es dann immer so: Ja, es gibt Geister hier auf der Ruine. Aber wir versuchen immer unser Bestes zu geben und gute Menschen zu sein, daher kommen bei uns auch immer nur die braven Geister vorbei. Und wer schon mal zu Besuch bei der Ruine war und den Garten kennt, weiß, dass hier auch einiges aktiv getan wird, um den Platz in Harmonie zu halten. Unter anderem findest du einen Märchengarten, wo Geister, Kobolde, Elfen und wer auch immer dort Kaffee trinken mag, Platz findet. 🙂

Eine Dame, die mal bei uns zu Besuch war und sich mit Energiearbeit auskennt, meinte, dass extrem viel Energie da ist, sie aber nix „schlechtes“ spürt. Sie aber hier nicht schlafen könnte. Andere könnten hier auch nicht leben, weil sie sich eben zu viel fürchten würden. Ein Besucher meinte einmal: „Wer weiß, vielleicht hat die Ruine ja euch ausgesucht.“

Der Käutergarten mit dem Wichtel „Fussi“ vor seinem Haus.

FRAGE 4: Was waren die größten Herausforderungen bei den Renovierungsarbeiten?

Die größte Herausforderung war, alle Behörden auf einen Nenner zu bringen, alle Auflagen zu erfüllen und das in einem sehr knappen Zeitraum. Neben dem Bundesdenkmalamt waren auch noch Naturschutz, Gewässerschutz, Forstschutz, Baubehörde sowie Gemeinde mit an Board.

Wir haben Anfang Mai 2016 das Projekt dem Projektausschuss Gremium der UWE präsentiert. Die Zusage der Förderung passierte noch am selben Tag. Wir haben letztendlich aber ein Jahr gebraucht, um alle Pläne und behördlichen Wege abzuschließen, um dann im Juni 2017 das GO! zu bekommen. Es blieben uns dann noch 2 Jahre, um das Projekt positiv abzuschließen. Und wir reden da nicht von 2 x 365 Tagen. Denn unsere Arbeitszeiten beschränkten sich je nach Witterung von Anfang März bis Ende Oktober.

Eine weitere Herausforderung war, dass wir Firmen fanden, die überhaupt mal anbieten wollten. Wir hatten fünf Gerüstbaufirmen hier, von denen sich letztendlich nur eine drüber getraut hat und Angebot hat. Wir brauchten für jeden Bauabschnitt mehrere Angebote. Die Firmen bekamen von uns eine Kostenvorgabe, die nicht überschritten werden durfte. Diese Herausforderung haben sich nicht viele Firmen gegeben, da es natürlich auch sehr schwer zu kalkulieren war. Daher ein großes Dankeschön an alle Firmen und Einzelkämpfer, die uns bei diesem großartigem Projekt unterstützt haben!

Um die Kosten der Professionisten weitgehend zu minimieren, versuchten wir soviel wie möglich mit dem Verein abzudecken. Wir wussten von jedem Vereinsmitglied wie alt er oder sie ist und welchen Beruf er oder sie erlernt hat. Das war ein riesiger Vorteil, da wir bei jedem Einsatz eine Liste machten, was zu tun war und dann entsprechend einen Profi mit einem Helfer kombinierten. So konnten wir sehr effektiv arbeiten und es war jeder dort eingesetzt, wo er zu 100 % sein Talent und seinen Beruf einsetzen konnte. Das hat auch alle super motiviert, weil die Freizeit, die man ja der Burgruine spendete, nicht umsonst war und wir am Abend immer super Ergebnisse gesehen haben. In den zwei intensiven Jahren entstanden so jedes Jahr über 50 Vereinseinsätze. Man muss nicht gut im Rechnen sein, um zu wissen, wieviel da los war auf der Ruine. Denn zu den Einsätzen kam ja natürlich auch noch die Zeit der Professionisten dazu –manchmal waren bis zu 6 Gewerke an einem Tag hier.

Alles in allem hat alles gut geklappt, es hat sich niemand ernsthaft verletzt, darüber bin ich heute noch so dankbar! Auch wenn die Ruine weiterhin nicht täglich öffentlich zugänglich ist, freuen wir uns sehr, dass die Bevölkerung das Angebot mit den Gruppenführungen sowie an den diversen anderen öffentlichen Veranstaltungen teilnimmt!

Hier gibt es viele Vorher-Nachher Fotos – man kann so ein wenig die Dimension des Projektes erahnen.

5 Würdet ihr das Grundstück nochmals kaufen, wenn ihr wüsstet, was auf euch zukommt?

Zum Glück weiß keiner von uns, was die Zukunft bringt. Daher ist die Frage grundsätzlich ja nicht realistisch.

Auch wenn die Zeit der Renovierung von 2016 – 2019 rückblickend wirklich, wirklich, wirklich sehr intensiv und anstrengend war (man muss dazu sagen, dass wir 2016 Eltern wurden, 2017 standesamtlich und 2018 kirchlich geheiratet haben und die Firma mit damals 30 Mitarbeitern auch nicht auf Standby war), war es eine sehr schöne Zeit, die wir nicht missen möchten. Es ist viel geschehen, wir dürfen alle sehr stolz auf unsere Leistung sein.

Wir haben sehr viele Freunde gewonnen, es wurden Familien vereint, Zusammenhalt war jeden Tag sowas von spürbar. Wir haben letztens darüber gesprochen, was wichtiger ist – der Weg oder das Ziel. Wir waren uns beide einig, dass es für uns der Weg ist. Weil wir am Beispiel der Ruine soviel Menschen kennen lernen durften, die unseren Weg begleitet haben und wir ihren. Wir für die Nachwelt diese historische Stätte etwas vor dem Verfall schützen konnten, wir gemeinsam Möglichkeiten geschaffen haben, dass Menschen einen schöne Zeit und damit schöne Erinnerungen schaffen können. Das Ziel ergibt sich dann oft von selbst und wird durch das Miteinander zu einem Größeren, dass alleine nie möglich gewesen wäre.

Man muss dazu sagen, dass viele unserer Vorbesitzer auch schon die Idee hatten, die Ruine zu einer Veranstaltungsstätte oder zu seinem Museum zu machen. Jedoch scheiterte es entweder am Budget/Förderung, an der Unterstützung der Bevölkerung oder am Fortschreitenden Alter der Besitzer. Wir bekommen oft zu hören, dass es so ein Glück war, dass wir hier hergekommen sind. Dazu möchte ich sagen, dass WIR eine Säule von vielen sind, die dieses Projekt möglich gemacht hat. Hätten wir die Förderung nicht bekommen, hätten wir das Projekt nicht machen können, egal wie motiviert wir gewesen sin. Hätten wir die Unterstützung der Bevölkerung, des Vereins sowie der Gemeinde nicht gehabt, hätten wir nicht viel bewegen können. Hätten wir damals die Preisentwicklung wie jetzt gehabt, wäre es nicht möglich gewesen. Wären Harald und ich nicht so aufeinander eingespielt, wäre es nicht möglich gewesen. Man sieht, es ist oft eine Frage des richtigen Zeitpunktes, an dem verschiedene Faktoren passen müssen, damit Großartiges möglich wird.

Um die Frage direkt zu beantworten: Ja! Wir bereuen es keine Sekunde, uns damals dafür entschieden zu haben und wir würden es wieder tun. Es ist gut, dass wir vorher nicht wussten, was auf uns zukommt. Und selbst wenn es uns jemand gesagt hätte, wir hätten ihn ausgelacht und ihm oder ihr den Vogel gezeigt. 🙂

Und wie man so schön sagt: Man wächst ja mit der Aufgabe bzw. mit der fordernden Situation. Das Projekt „Burgruine“ mit allem was und jedem der dazu gehört, hat unser Leben sehr bereichert und uns, sowohl einzeln als auch als Paar, sehr wachsen lassen. Dafür sind wir sehr dankbar! Wir hoffen, dass wir die Zeit hier noch sehr lange gesund und zufrieden nutzen und genießen können und freuen uns auf jeden Besucher und jede Besucherin bei einer unserer Veranstaltungen.

Und wir sagen immer wieder DANKE!